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Bis anhin habe ich fast nur mit Frauen darüber gesprochen, was ja schon interessant ist. Wieso, weiss ich nicht genau – man spricht unter Männern halt einfach nicht viel darüber. Was soll man auch sagen oder fragen: Benutzt du Kondome, ja ich auch oder nein ich nicht. Das wärs dann. Für Männer gibt es ja bei der Verhütung nicht so viele Möglichkeiten, Kondome oder Vasektomie, die Unterbindung. Das ist für mich im Moment allerdings keine Option, ich bin noch jung, aber ich habe auch gelesen, dass sich viele ältere Männer damit noch schwertun. Die Verantwortung beim Thema Verhütung überlassen wir oft den Frauen, verlassen uns darauf, dass dafür gesorgt wird. Begründet wird dies oft mit fehlenden Alternativen, eine Pille für ihn gibt es nicht.

Von diesem kleinen Ding, dem Samenleiterventil, habe ich per Zufall von einer Freundin erfahren und mir dann ein Video dazu angeschaut. Sofort dachte ich, da werde ich Proband, damit das Ding auf den Markt kommen kann. Das bin ich nun, doch leider konnte die Umsetzung noch nicht gestartet werden, es fehlt an Geld. Clemens, der Erfinder, hat mir das Ventil persönlich erklärt, als ich für das Fernsehen an einem Interview mit ihm teilgenommen habe. Es gibt einen kleinen Schalter, entweder fliessen Spermien hindurch oder nicht, das kann einfach durch Kippen des Schalters entschieden werden. Das Ventil ist winzig und ein kleiner operativer Eingriff reicht, um das Ventil einzusetzen. Aufwand, Kosten und vor allem Belastung des Körpers sind minim im Vergleich dazu, was Frauen für die Verhütung auf sich nehmen.

Meine Freundin hat sich sehr darüber gefreut, dass ich mich mit dem Thema beschäftige, und auch sonst erhalte ich sehr positive Rückmeldungen. Wenn mich jemand fragt, berichte ich gerne darüber, denn ich bin von dieser Methode überzeugt. Wie gesagt, ich finde, die Verantwortung für Verhütung sollte bei beiden Geschlechtern liegen, das ist für mich Gleichberechtigung, soziale Nachhaltigkeit also. Bezüglich Umwelt ist ja nach wie vor unklar, welche Auswirkungen die aus der Pille in die Kanalisation gespülten Hormone haben – positiv sind sie jedoch kaum. Und auch die weibliche Gesundheit wird durch Verhütungshormone beeinflusst, das zeigt sich an den vielen Nebenwirkungen der Pille und ähnlichen Verhütungsmitteln. Es ginge aber auch anders, das macht Hoffnung.

Ich freue mich sehr auf den Event und bin gespannt, wie das Thema an der Nachhaltigkeitswoche ankommt. Letztes Jahr gab es einen Input zur Verhütung für die Frau, dieses Jahr zur Verhütung für den Mann – ich bin gespannt, wie viele Männer auftauchen werden, bis jetzt haben mir nur Frauen zugesagt.

Vom 8.-13. März organisieren Studentïnnen von fünf Zürcher Hochschulen die Nachhaltigkeitswoche – ein kostenloses Programm mit Events, Workshops und Diskussionen. Stories for Future erzählte eine Woche lang Geschichten von Menschen aus diesem Umfeld.

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Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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