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Zufällig sah ich im Tagblatt, dass am Samstag eine Pflanzaktion auf Baumrabatten stattfindet. Das sind die unasphaltierten Flächen, die Strassenbäume um den Stamm herum brauchen, damit die Wurzeln Wasser und Luft bekommen. 25 dieser Rabatten stellt die Stadt Zürich an der Josefstrasse im Kreis 5 zur Verfügung. Die Anwohnerïnnen konnten sich bewerben, eine oder mehrere zu bepflanzen und sich zwei Jahre lang darum zu kümmern. Das Wetter war schön und so beschloss ich, mir die Sache vor Ort anzuschauen. Ich wollte hören, was die Leute antrieb, sich an der Aktion zu beteiligen.

Ich traf auf ein munteres Treiben. Leute standen bei einem Marktstand und wählten Setzlinge aus, liessen sich beraten. Jemand schob zwischen langsam fahrenden Autos eine Schubkarre mit Kies zu einer Rabatte, andere sassen am Boden und bereiteten den Boden für die Bepflanzung vor. Die erste Person, die ich ansprach, wohnt gerade um die Ecke und arbeitet selber als Stadtökologin. Es war für sie vollkommen klar, dass sie eine der Flächen übernehmen wollte. Ihre Rabatte an der Kreuzung gefällt ihr besonders gut, denn sie bekommt am Morgen und am Nachmittag Sonne. Das ist zwischen den hohen Häuserreihen längst nicht überall so. Sie möchte zwischen den parkierten Autos Wildstauden anpflanzen und damit hoffentlich auch Insekten anziehen. Jetzt wirkt alles noch sehr dünn, aber das soll sich in den kommenden Wochen massiv verändern.

Das Projekt ist ein Versuch. Wird die Biodiversität gestärkt, ziehen also mehr Schmetterlinge, Bienen und so weiter ein? Und bleiben die Patïnnen über längere Zeit dabei? Entstehen neue Kontakte, identifizieren sich die Leute stärker mit ihrer Wohngegend und setzen sich vermehrt für die Anliegen der Anwohnerïnnen ein? Je nach Ergebnis wird die Stadt solche Patenschaften im grösseren Stil anbieten.

Eines wurde mir an diesem Samstag bereits klar: Man sprach miteinander. Passantïnnen fragten die Patïnnen, was da los sei, die Leute tauschten sich untereinander aus, nicht nur über ihre Pflanzideen, sondern darüber hinaus auch über ihr Leben im Quartier. Ich habe mit Menschen gesprochen, mit denen ich einfach so auf der Strasse nicht ins Gespräch gekommen wäre, und habe einige schöne Geschichten von ihnen gehört.

In den kommenden Wochen werden darum hier immer mal wieder kurze Geschichten von Patïnnen oder Projektverantwortlichen aus dem Baumrabatten-Projekt zu lesen sein.

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Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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