Neue Geschichten jeden Dienstag und Freitag.

-68-

Diese Geschichte wurde auf einer Reise entdeckt und nach Hause mitgebracht. [Aus dem Italienischen übersetzt]

Ein Quintal ist hundert Kilo. Meine Tochter und ich haben jetzt knapp ein Quintal unserer Tomaten durch diese Maschine gequetscht. Die Häute und Kernen werden dabei entfernt und das Fruchtfleisch wird zu Mus. Das füllen wir in Flaschen. Diese werden im einem grossen Zuber mit Wasser bedeckt, welches dann erhitzt wird. Es muss zirka eine halbe Stunde in den Flaschen leise blubbern, dann wird alles gut mit Wolldecken abgedeckt und ganz langsam abgekühlt. Morgen früh sind die Flaschen immer noch handwarm. Ich stelle sie zum Trocknen auf und dann in die Speisekammer.

Dieses Jahr hat es wenig Tomaten gegeben, weil es so trocken war. Im Mai hat es das letzte Mal geregnet, das war vor vier Monaten. Darum ist dieses Jahr die Salsa auch recht dick und konzentriert, die Tomaten waren einfach weniger saftig, aber dafür haben sie mehr Geschmack. Wenn ich daraus Sauce kochen werde, muss ich vielleicht sogar ein bisschen Wasser zugeben. Hier ein kleines Geschichtlein, damit ihr versteht, wie extrem trocken es ist: Bei uns wächst normalerweise ohne viel dazutun die Bietola, unser spezieller Mangold. Dieses Jahr kam aber gar nichts.  Heute habe ich gerade zum ersten Mal im Leben Bietola auf dem Markt gekauft. Ist das nicht total verrückt?

Klar brauchen wir so viel Salsa, die essen wir ja fast jeden Tag. Jetzt hat es gerade noch drei Flaschen vom letzten Jahr in der Kammer. Es kann sein, dass es dieses Jahr gar nicht ganz reicht bis zur nächsten Ernte. Ausser der Salsa mache ich noch Pelati, aber wenige. Dafür brauchst du schöne, grosse Tomaten. Und dann trockne ich auch noch ein paar wenige an der Sonne. Jetzt ist es schon ein bisschen feucht in der Nacht, darum muss man die Gitter immer rein- und am Morgen wieder raustragen, es ist viel Arbeit.

Natürlich habe ich Freude, wenn die Kammer voll ist. Es hat auch Gläser mit Kapern oder Oliven, dann Säcke mit Kichererbsen und Saubohnen, natürlich auch getrocknete Feigen mit Mandeln drin und recht viel Marmelade. Und wir haben Weizen angebaut für die Orecchiette, aber auch für Brot und süssen Kuchen.

Teile diese Geschichte

Und jetzt? Unsere Empfehlungen zum Weiterlesen:

Wir sind Menschen, die von einem guten Leben in einer gesunden Welt erzählen.
Folge den neuen Geschichten jeden Dienstag und Freitag.

Die Geschichten hinter den Geschichten.

stories for future

Stories for Future lässt Menschen Geschichten erzählen. Über ein gutes Leben, eine gesunde Welt, über neue Perspektiven und alles, was sie schön finden, was ihnen wichtig ist und ihnen guttut.

Die meisten Geschichten entwickeln sich in einem Gespräch und wir schreiben sie auf. Manche Geschichten werden uns zugeschickt, auf Einladung oder spontan. Bislang haben wir die Geschichten nicht systematisch gesucht – sie ergeben sich durch spontane Kontakte, Empfehlungen und Zufälle.

Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

Fragen, Feedback, Geschichten?