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Teil 1. Teil 2 folgt.

Mein Kumpel und ich brauchten zuerst eigentlich einfach einen Trainingsplatz und einen Ort fürs Breakdancen. Wir sahen eine Anzeige für einen Raum in einem Neubau, neben der Waschküche, ohne Fenster. Wände, Boden und Decke aus Beton.

Zuerst haben wir einen Boden fürs Breakdancen verlegt. Dann haben wir eine Hantelstation gebaut. Die Wände haben wir zu Kletterwänden umfunktioniert. Dann hatten wir die Idee, einen zweiten Stock zu bauen. Wir mussten zuerst rausfinden, wie so etwas überhaupt geht. In den Winterferien haben wir zwei Wochen durchgearbeitet. Um raufzukommen, muss man einen Klimmzug machen. Oben haben wir Stück für Stück ein Wohnzimmer aufgebaut, Möbel gezimmert, Stühle und Tische, eine Bar. Ein Kumpel hat uns ein schönes Stück Holz gebracht, damit haben wir eine Bartheke gemacht. Das war übrigens alles learning by doing. Damals in der Realschule hatte ich Werken und Handarbeit und schon in meiner Jugend habe ich an Töffli rumgemecht, Motoren auseinandergenommen und frisiert.

Dazu haben wir Kunstprojekte gemacht, zum Beispiel aus alten Glühbirnen. Im Moment bin ich dran, die eine Mauer mit Eierschachteln zu verkleiden und dann zu betonieren. Das sieht cool aus. Auf einer Asienreise waren wir immer im gleichen Café, wir fanden das Logo geil und haben es eins zu eins aus Holz nachgeschnitzt, das schmückt jetzt die Bar.

In Asien haben wir oft in Schlafkapseln übernachtet, nur 70cm breit. In unserem Raum haben wir uns je eine Kapsel gebaut, mit Steckdose, und jeder baute seine Kapsel so aus, wie er wollte.

So haben wir Jahr für Jahr immer Upgrades gemacht. Die Materialien kaufen wir zusammen und teilen sie durch zwei, wir hatten noch nie Streit. Jetzt haben wir so ziemlich alles, aber wenn wir von unserer nächsten Reise retour kommen, reissen wir den ganzen Boden raus und ersetzen ihn durch einen hochwertigen Boden. Im Kraftbereich verlegen wir dann einen erhöhten Kautschukboden, damit die Hanteln den Boden nicht beschädigen.

In unserem Raum hat jedes Objekt einen Zweck und alles eine Geschichte. Wir möchten nichts neu kaufen. Das Ziel ist immer, etwas zu bauen, das mindestens 20-30 Jahre hält. Bis jetzt ist uns noch nichts durch Zeit oder Abnützung kaputtgegangen. Einige Sachen haben wir einfach umgebaut. Als wir den Tisch nicht mehr brauchten, haben ihn wir ihn auseinandergenommen und zu einem Hocker umgebaut. Wir bauen alles mit Massivholz. Das ist schöner und robuster als Schrottmöbel aus Spanholz. Massivholz ist auf die lange Sicht auch nicht teurer.

In der Küche haben wir übrigens 2 Metallschüsseln, 2 Gabeln, 2 Messer, 2 Löffel, 2 Paar Stäbchen. Wir bewahren alles in Joghurtgläsern auf. Für Besucher haben wir kleine Löffelchen für den Espresso. Die meisten können es kaum glauben, was wir aus dem Raum gemacht haben.

In Zukunft wollen wir noch einen zweiten Raum mieten, gleich nebenan. Dort würden wir entweder einen Werkraum machen, eine Nasszelle oder einen Ofen reinbauen, damit ich meine Sportriegel dort backen kann.

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Die Geschichten widerspiegeln nicht immer unsere Meinung; und die Geschichtenerzählerïnnen sind wohl auch nicht immer einer Meinung.

Stories for future wurde von Moritz Jäger und Gabi Hildesheimer von Tsuku ins Leben gerufen. Die Stiftung Mercator Schweiz unterstützt das Projekt mit einem finanziellen Beitrag. Weitere Interessenbindungen bestehen nicht.

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